Der Körper ist im Gerede. Im Alltag sind wir permanent angehalten, ihn zu pflegen und zu formen. Health- oder Schlaf-Apps und Schrittzähler vermessen ihn. Tabellen informieren uns über Normen oder Abweichungen. ExpertInnen wie Laien sorgen sich um die richtige Balance zwischen guter Ernährung, ausreichend Ruhe und Phasen gesunder Aktivität.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Interesse am Körper in der Moderne zunahm. Die Industrialisierung beförderte Fragen nach körperlicher Leistungsfähigkeit und Effizienz. Nationale Identifikation und Rassismus funktionierten nicht zuletzt über die Ausgrenzung „anderer“, „defekter“ oder „hässlicher“ Körper. Geschlechter- und Klassenunterschiede wurden auch mit dem jeweiligen Wissen über den Körper begründet. Aber was galt wann als gesund, schön oder produktiv? Wer hatte die Deutungsmacht darüber? Auf welche Weise prägten Erwartungen an den menschlichen Körper sowie konkrete körperbezogene Praktiken Gruppenidentitäten und Selbstbilder?
In fünf Vorträgen über den Schlaf, das Impfen, die Kalorie, das Doping und das fordistische Leistungsdenken wird diesen Fragen nachgegangen und ausgelotet, wie der Körper zu einem spannenden Gegenstand zeitgeschichtlicher Forschung werden kann.