Die Geschichte Hamburgs im 20. Jahrhundert gehört zu den Forschungsfeldern, die über den lokalgeschichtlichen Rahmen hinaus auf ein breiteres wissenschaftliches und öffentliches Interesse stoßen. Am Beispiel von Entwicklungen in der zweitgrößten deutschen Stadt lassen sich allgemeine Prozesse zeitgeschichtlichen Wandels konkretisieren und veranschaulichen.
Die Vortragsreihe stellt jüngst als Buch erschienene bzw. neue Projekte vor, die zeitlich von den 1930er Jahren bis in die Gegenwart reichen. Thematisch geht es sowohl um politische als auch wirtschaftliche Umbrüche, den Wandel der Arbeitswelt und die Folgen für die räumliche Struktur der Stadt.
Die Reihe vermittelt neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte Hamburgs und ermöglicht darüber hinaus einen Einblick in aktuelle Themen und Methoden der Zeitgeschichtsforschung.
Ausgewählte Beiträge können Sie hier hören.
Veranstaltungsort: FZH, Vortragsraum, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg
Abweichender Veranstaltungsort am 25. April 2019: HafenCity InfoCenter im Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 20457 Hamburg
Eintritt frei.
Die Vortragsreihe ist Teil des Allgemeinen Vorlesungswesens der Universität Hamburg.
18.30 Uhr
Wie hat sich die räumliche Ordnung der Arbeitswelt in europäischen Metropolen seit 1970 gewandelt? Dieser Frage geht Arndt Neumann anhand einer Fallstudie über die Hafenstadt Hamburg nach. Er konstatiert einen Strukturbruch, in dessen Verlauf der Typus der fordistischen Stadt durch den der neoliberalen Stadt abgelöst wurde. Um die Veränderungen in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen, wendet er sich den verschiedenen Arbeitswelten in den verschiedenen urbanen Räumen zu: der Industrie- und Transportarbeit im Hafen, der Büroarbeit in der City, der Hausarbeit in den Vororten und den wechselnden Tätigkeiten in den Gründerzeitvierteln. Im Zentrum stehen dabei die vielfältigen Querverbindungen zwischen der Geschichte der Arbeit und der Stadtgeschichte.
Moderation: Christoph Strupp (FZH)
18.30 Uhr
Abweichender Veranstaltungsort: HafenCity InfoCenter im Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 20457 Hamburg
1968 erreichte das erste Vollcontainerschiff den Hamburger Hafen. Mit dem Container wandelten sich nicht nur Gestalt und Atmosphäre des Hafenraumes. Sein Aufkommen setzte vielen Tätigkeiten ein Ende, und veränderte die Berufsbilder der Hafenarbeiter und die Anforderungen an ihre Qualifikation nachhaltig. Zudem wirkten sich technische Neuerungen auf die sozialen und kollegialen Beziehungen am Arbeitsplatz aus. Welche Handlungsspielräume boten sich den Menschen im Hafen in dieser Entwicklung? Wie schildern und bewerten ehemalige Hafenarbeiter selbst die Transformationen ihres Arbeits- und Erfahrungsraumes? Ihre Erzählungen stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Janine Schemmer legt den Blick auf Orte, Tätigkeiten und Menschen im Hafen. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Musealisierung von Hafenarbeit und geht der Frage nach, welche Rolle das Hafenmuseum Hamburg in diesen Prozessen spielt.
Moderation: Linde Apel (FZH)
18.30 Uhr
Im Gedächtnis Hamburgs ist Albert Schäfer vor allem als der Unternehmer in Erinnerung geblieben, der 1945 die kampflose Übergabe der Stadt mitverantwortete und anschließend zehn Jahre lang die Geschicke der Hamburger Handelskammer lenkte. Der in Köln geborene Industrielle war 1933 nach Harburg berufen worden, um die Phoenix Gummiwerke AG aus der wirtschaftlichen Krise zu führen. Dem Unternehmen stand er bis 1949 vor. Obwohl die beruflichen Eckdaten des Unternehmers bekannt sind, liegt sein Wirken vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend im Dunkeln. Sebastian Justke beleuchtet die Biografie Albert Schäfers in dieser Zeit und fragt dabei nach Kontinuitäten und Brüchen unternehmerischen Handelns vor dem Hintergrund wechselnder politischer Systeme. Lokale und überregionale Wirtschaftsnetzwerke werden hierbei ebenso in den Blick genommen wie Schäfers Handeln als Direktor der Phoenix Gummiwerke.
Moderation: Lu Seegers (Schaumburger Landschaft Bückeburg/Universität Hamburg)
18.30 Uhr
In den 1970er und 1980er Jahren suchten Bund und Länder mithilfe des Verfassungsschutzes nach Verfassungsfeinden“: Vor allem angehende LehrerInnen wurden wegen Aktivitäten in kommunistischen Organisationen nicht eingestellt. Alexandra Jaeger erläutert, warum der sozialdemokratisch geführte Hamburger Senat dabei als Vorreiter galt – sowohl bei der Verschärfung der Praxis 1971 wie bei der Liberalisierung 1978. Auf der Grundlage von etwa 200 Einzelfällen hat sie erstmals systematisch die staatlichen Überprüfungsverfahren am Beispiel eines Bundeslandes analysiert und dabei das Regierungshandeln, die bürokratischen Prozesse, die Strategien der Betroffenen und den Protest gegen den Beschluss beleuchtet. Die Aushandlungsprozesse verweisen auf sich wandelnde Vorstellungen über Grundrechte, Staatlichkeit und Beamtentum im Kontext von „1968“, Kaltem Krieg und den Nachwirkungen des Nationalsozialismus.
Moderation: Yvonne Robel (FZH)
Die Veranstaltungen sind eingeschränkt barrierefrei. Ein Rollstuhlzugang ist vorhanden, bitte melden Sie sich vorher an.
Während einzelner Veranstaltungen werden von uns Fotoaufnahmen zu Zwecken der Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit gemacht.