Das Archiv der FZH umfasst Bestände und Sammlungen zur Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Hamburg und Norddeutschland. Der Kernbereich betrifft die Zeit des Nationalsozialismus, seine Vor- und Nachgeschichte, die Arbeiterbewegung, den politischen Widerstand sowie die Aufarbeitung nationalsozialistischen Unrechts nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Sammeltätigkeit und Überlieferungsbildung korrespondiert von Beginn an mit den Forschungsschwerpunkten des Institutes. Mit der Gründung der „Forschungsstelle für die Geschichte Hamburgs 1933 bis 1945“ im Jahr 1949 wurde damit begonnen, einen Quellenfundus für die wissenschaftliche Arbeit anzulegen. Zeitzeugenberichte, Tagebücher, Kopien und Abschriften von Dokumenten aus Privatbesitz, Archiven und Behörden wurden zusammengetragen. Diese zunächst interne Materialsammlung wurde ab 1960 in der „Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg“ systematisch erweitert und auch auswärtigen Benutzer*innen zugänglich gemacht. Nachdem 1966 die Hamburger Bibliothek für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung entstanden und der Forschungsstelle angegliedert worden war, folgten umfangreiche Aktenabgaben des DGB Hamburg und aus den SPD-Kreisbüros. Zunehmend fanden größere Nachlässe, Privatarchive, Zeitungsausschnittsammlungen und Altregistraturen von Vereinen und Verbänden, die nicht im Zuständigkeitsbereich staatlicher Archive liegen, Eingang in das Archiv. In jüngerer Zeit wird das Archivprofil um Bestände zur Sexualitäts- und Geschlechterforschung erweitert.
Das Archiv ist öffentlich nutzbar und unterstützt Studierende, Wissenschaftler*innen und Privatpersonen bei ihren historischen Recherchen und Forschungen. Es steht im engen fachlichen Austausch mit anderen Archiven und beteiligt sich am Arbeitskreis Hamburger Archive (AHA) sowie am Hamburger Überlieferungsverbund Nachlässe (HÜV-NL).
Kirsten Schaper, Das Archiv der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, in: Arbeit, Bewegung, Geschichte, Zeitschrift für historische Studien 2024 (1), S. 95-99.
Die Archivtektonik (Gliederung in Gruppen, denen die Bestände zugeordnet werden) orientiert sich an Charakter, Herkunft und Entstehungszusammenhang der Unterlagen (Provenienz). Sie unterscheidet zwischen acht Hauptgruppen:
A – Institutionen, Organisationen
B – Nachlässe, Ego-Dokumente
C – Aktenbestände (Prozessakten, Entschädigungsfälle, Gutachten u.a.)
D – Thematische Sammlungen
E – Zeitungsausschnittsammlungen
F – Spezialsammlungen (Flugblätter, Plakate, Sammelbilder u.a.)
G – Altarchiv der Forschungsstelle
H – Hausarchiv der Forschungsstelle
In der Gruppe G Altarchiv befinden sich die älteren Sammlungen der Forschungsstelle, die früher nach sachthematischen Gesichtspunkten (Pertinenzprinzip) auf folgende Gruppen aufgeteilt wurden:
2 – Staat I (Bevölkerungsstruktur, Wirtschaft, Finanzwesen, technische Infrastruktur, soziale Infrastruktur, Soziale Gruppen, Auswärtige Angelegenheiten, Militärwesen, Weltkriege)
3 – Staat II (Innenpolitik Deutsches Reich/Bundesrepublik/deutsche Länder, Justiz, Polizei, Verfolgung und Widerstand, Kultur, Erziehung und Wissenschaft, SBZ und DDR)
4 – Politische und kulturelle Verbände
5 – Arbeitnehmerorganisationen und Wirtschaftsverbände
6 – Kirchen und Glaubensgemeinschaften, Judenverfolgung
7 – Bürgerliche und rechte Parteien
8 – Marxistische, sozialistische und linke Parteien
9 – NSDAP, NS-Prozesse, Entnazifizierung
Die frühere Sachgruppe 0 Anschauungsmaterial, die viele Flugblätter und Plakate enthielt, sowie die Gruppe 1 Nachlässe und Sammlungen wurden aufgelöst und zusammen mit allen klar abgrenzbaren Beständen eindeutiger Herkunft, die sich in den früheren Sachgruppen 2 bis 9 befanden, den neuen Tektonikgruppen A bis F zugeordnet.
Unter G Altarchiv sind weiterhin die DGB-Unterlagen (Sachgruppe 5) und die SPD-Unterlagen (Sachgruppe 8) vorhanden.
Die Gruppe H Hausarchiv umfasst die institutseigenen Geschäftsakten und, sofern vorhanden, die Direktorennachlässe.
Vereine, Verbände, Unternehmen, Parteien und Gewerkschaften
(mit Angabe der Laufzeit und der Altsignatur)
A – Institutionen, Organisationen
Die Altsignatur 16-3_IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War, Sektion Deutschland) wurde im Dezember 2018 an das Bundesarchiv in Koblenz abgegeben.
Der Aktenbestand 18-6_ZdK (Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften) befindet sich seit Mai 2019 in der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv (SHWA).
B – Nachlässe, Ego-Dokumente
C – Aktenbestände (Prozessakten, Entschädigungsfälle, Gutachten von Privat)
D – Thematische Sammlungen
E – Zeitungsausschnittsammlungen
Aktuell befindet sich eine neue Archivdatenbank im Aufbau (Stand 11/2023). Bei Beratungs- und Benutzungswünschen bitten wir um eine schriftliche Anfrage an das Archiv, in der Sie Ihr Anliegen so konkret wie möglich darlegen. Wir recherchieren in unseren Findmitteln und informieren Sie darüber, welche Unterlagen Sie bei uns einsehen können.
Bitte vereinbaren Sie 10 Tage im Voraus einen Termin im Lesesaal zu folgenden Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 9:00 bis 17:00 Uhr.
Gemäß unserer Benutzungsordnung sind gegebenenfalls Schutzfristen analog zum Hamburgischen Archivgesetz sowie bei Personenbeständen die speziellen Verfügungen der Materialgeber:innen zu beachten.
Für die Anfertigung von Arbeitskopien steht ein kostenloser Buchscanner zur Verfügung.
Kontakt:
Kirsten Schaper, M.A., Leiterin des Archivs
Tel. +49 40 431397-36