In der Zeit von 1929 bis 1939 wanderten bis zu 90.000 deutsche, österreichische und tschechische Jüdinnen und Juden nach Palästina ein, seit 1933 auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung . Dort wurden sie als „Jeckes“ bezeichnet; ein Begriff, der in den 1930er-Jahren entstand und ursprünglich eher abfällig gemeint war. Vorgeworfen wurde den deutschsprachigen Zuwandernden neben habituellen Unterschieden vor allem eine fehlende Übereinstimmung mit den Zielen des Zionismus. Bis heute ist nicht genau bekannt, woher der Begriff stammt, manche leiten ihn von dem auch bei großer Hitze getragenen Jackett ab, andere vermuten eine hebräische Abkürzung für "begriffsstutziger Jude" als Entstehungszusammenhang. Heute wird die (Selbst-)Bezeichnung „Jeckes“ vor allem liebevoll und ironisch verwendet und nicht selten als Auszeichnung verstanden.
2010 führte Linde Apel 18 Videointerviews mit „Jeckes“, die zwischen 1933 und 1950 nach Palästina/Israel kamen. Acht Interviewpartner:innen wurden in Hamburg geboren, drei in Berlin, zwei in Breslau, je einer in Mannheim, Bonn, Düsseldorf, Köln und Wien. Die meisten konnten das Deutsche Reich vor Kriegsbeginn verlassen. Einige von ihnen kamen mit der Jugend-Alija ins Land oder gehörten selbst zu den Organisator:innen dieser zionistischen Auswanderungsbewegung. Andere kamen im Familienverbund oder im Kindesalter allein nach Palästina. Zwei Interviewpartnerinnen konnten erst 1949/50 emigrieren. Eine hatte die Zeit des Nationalsozialismus als sogenannte „Halbjüdin“ im Deutschen Reich überstanden. Die andere war mit ihrer Familie deportiert worden und überlebte diverse Konzentrationslager.
Die Initiative für das Interviewprojekt ging vom Historiker Gilad Margalit von der Universität Haifa aus. Mit Unterstützung durch Carola Meinhardt von der Hamburger Senatskanzlei, dem Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society und vielen israelischen Kolleginnen und Kollegen vor Ort konnten die Kontakte zu den Interviewpartner:innen hergestellt werden.
Alle Fotos © Werkstatt der Erinnerung.