geboren 1923 als Gesa Schreiber in Altona
Tova Lev hatte drei Geschwister. Die Familie lebte in Altona u.a. in der Wohlers-Allee. Während der Großvater, wie sich Tova Lev erinnert, den ganzen Tag in der Synagoge verbracht habe, sei ihre Familie nur zu hohen Feiertagen dorthin gegangen. Ihr Vater betrieb ein Importgeschäft für Herrenmode. Als er 1930 verstarb, übernahm es die Mutter. Tova Lev und ihre Geschwister wuchsen daher bei wechselnden Kindermädchen auf.
Anfang des Jahres 1933 entschied sich ihre Mutter, nach Palästina auszuwandern. Über die Gründe hat Tova Lev mit ihrer Mutter nie gesprochen. Sie fuhr im Januar 1933 nach Tel Aviv, heiratete dort einen entfernten Cousin und holte die Kinder drei Monate später nach. Tova Lev besuchte zunächst eine Privatschule, auf der sie sich sehr wohl fühlte, später, wegen finanzieller Schwierigkeiten ihrer Eltern, eine städtische Schule, auf der sie wegen ihres von anderen Schülern als ungewöhnlich angesehenen höflichen Verhaltens angefeindet wurde. Tova Lev begann erst, sich heimisch zu fühlen, als sie Kontakt zu einer Jugendgruppe mit Gleichaltrigen fand, von denen die meisten auch aus Deutschland eingewandert waren. Nach ihrem Schulabschluss sammelte sie verschiedene berufliche Erfahrungen und arbeitete als Sekretärin an der School for Social Work an der Tel Aviv Universität. Ihr Mann hatte Orientalistik studiert und war im diplomatischen Dienst tätig. Ihren Kindern brachte sie die deutsche Sprache nicht bei. Tova Lev war mehrmals in Hamburg zu Besuch, eine Rückkehr auf Dauer kam für sie jedoch nie in Betracht.
Frau Lev lebte seit acht Jahren in einem Seniorenheim in Haifa und ist im März 2011 verstorben. Sie wollte während des Interviews nicht gefilmt oder fotografiert werden. Das im Mai 2010 geführte Interview liegt daher nur als Audiodatei vor.
Signatur: FZH/WdE 1307
Interviewtermin: 04.05.2010
Interviewlänge: 1 Std. 27 Min.