geboren 1922 als Marion Halperin in Berlin
Miriam Spektor war die jüngste von drei Geschwistern. Sie hatte einen 15 Jahre älteren Bruder und eine 13 Jahre ältere Schwester. Ihr Vater, ein russischer Jude, starb 1926. Ihre Mutter, eine deutsche Jüdin, führte in Berlin einen Modesalon in bester Lage, am Kurfürstendamm, Ecke Knesebeckstraße. Als Kind führte Miriam voller Begeisterung die Mode ihrer Mutter vor. Die Familie lebte in einer 12-Zimmerwohnung, in der Miriam mit Köchin, Diener und Kindermädchen aufwuchs. 1933 entschied sich die Mutter Berlin zu verlassen und ging nach Paris, Miriam blieb bei der älteren Schwester. Als diese heiratete, wurde Miriam nach Holland geschickt. Mit einer wohlhabenden, in Tel Aviv lebenden Großtante reiste sie nach Palästina. Miriam kam ins Kinderdorf Beit Schemen und lebte dort bis sie 18 Jahre alt war. Die letzten beiden Jahre arbeitete sie in der Landwirtschaft. Anschließend ging sie in den Kibbuz Poria am See Genezareth, dort gestaltete sie die Wochenzeitung. Sie beschloss, gegen den Willen der Kibbuz-Bewohner, Kunst zu studieren.
Fortan lebte sie mit einem Stipendium in Jerusalem und lernte an der Bezalel-Kunstschule. Eine befreundete deutsche Familie, die sie auf dem Schiff nach Palästina kennengelernt hatte, übernahm die Kosten für ihren Lebensunterhalt. Während des Studiums konnte sie bald freiberuflich etwas als Graphikerin verdienen.
Die Mutter ging von Paris nach New York, wo Miriam Spektor sie für ein knappes Jahr besuchte und weiter Kunst studierte. Sie wollte aber dort nicht bleiben und kehrte nach Israel zurück.
Sie lernte ihren Ehemann kennen, einen in Israel geborenen Sohn russischer Einwanderer, der am Technion in Haifa Ingenieurswesen studierte. Sie zogen nach Haifa, wo ihr Mann das Haus auf dem Carmel erbaute, in dem sie noch heute lebt. Sie hat eine Tochter, die in Florida und eine Enkelin, die in New York lebt. Als sie mit ihrem Mann Deutschland besuchte, gefiel ihr Berlin nicht sonderlich. Miriam Spektor ist heute noch als Künstlerin aktiv, darüber hinaus beschäftigt sie sich intensiv mit Astrologie.
Das etwa anderthalb stündige Interview fand im April 2010 in ihrem Wohnzimmer in Denia, einem Stadtteil Haifas statt. Von dort aus hatten wir einen spektakulären Blick auf die waldigen Hügel des Carmel. Kurz nach Beginn des Interviews kamen Freunde zu Besuch. Gegen Ende zeigte sie ihre Bilder, die sie in der letzten Zeit gemalt hat. Miriam Spektor ist im März 2017 in Haifa verstorben.
Signatur: FZH/WdE 1313
Interviewtermin: 20.04.2010
Interviewlänge: 1 Std. 18 Min.