NS-Aufarbeitung im Zeichen ‚nüchterner‘ Sachlichkeit? Wissenschaftliche Praxis und Wissensproduktion am Institut für Zeitgeschichte (1949 – 1989)

Bearbeitung:
N.N.
Für das Projekt wird zum 1. Oktober 2024 ein:e promovierte:r wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in gesucht (zur Stellenausschreibung).

apl. Prof. Dr. Klaus Große Kracht
Grosse-Kracht@zeitgeschichte-hamburg.de

Forschungslinie: Der Nationalsozialismus und seine „zweite Geschichte“

Wie wurde in Westdeutschland nach 1945 „Wissen“ über den Nationalsozialismus produziert, was machte dieses „Wissen“ aus und wie zirkulierte es? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Forschungsprojektes, das sich mit der Geschichte des 1949 gegründeten „Instituts für Zeitgeschichte“ (IfZ) in München beschäftigt, der größten zeithistorischen Forschungseinrichtung der Bundesrepublik. Im Anschluss an neuere methodische Ansätze der Wissensgeschichte soll die „Produktion“ des am IfZ erarbeiteten historischen Wissens und dessen „Zirkulation“ innerhalb der Gesellschaft der Bundesrepublik im Austausch mit anderen nationalen und internationalen Wissensakteuren auf dem Gebiet der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit untersucht werden.  Drei Dimensionen stehen dabei im Fokus: Die forschende und kommunikative Praxis der IfZ-Historiker:innen untereinander, das wissenschaftliche Publizieren inklusive der nach außen kommunizierte Selbstdarstellung des Instituts sowie schließlich die wissensgeschichtlichen Austausch- und Zirkulationsprozesse mit anderen nationalen und internationalen Institutionen und Experten der NS-Forschung.

Bildbeschreibung
München 1950, Foto: Georg Fruhstorfer, © Bayerische Staatsbibliothek / Fotoarchiv Fruhstorfer 59

In der inzwischen 75-jährigen Geschichte des IfZ bilden sich sowohl wissenschaftshistorische Entwicklungen als auch allgemein politik- und gesellschaftsgeschichtliche Tendenzen im Umgang mit der NS-Vergangenheit ab. Während in den Gründungsjahren des Instituts die Ausrichtung zwischen politischen und wissenschaftlichen Ansprüchen zunächst noch ungeklärt war, entwickelte sich das IfZ bereits in den 1950er Jahren zur zentralen westdeutschen Forschungseinrichtung im Hinblick auf die wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. In späteren Jahren weitete sich das Forschungsprofil sowohl auf die Vorgeschichte des Nationalsozialismus als auch auf die deutsche Zeitgeschichte nach 1945 aus. Zugleich wurden am IfZ wichtige konzeptionelle Überlegungen zum Verständnis der jüngeren deutschen Vergangenheit entwickelt und neue methodische Ansätze geprüft, die weit in das allgemeine Gebiet der Erforschung der neueren und neuesten Geschichte ausstrahlten. Zudem bemühten sich die Forschenden des IfZ um den Transfer ihres Wissens in die Öffentlichkeit durch eine breite Vortragstätigkeit, durch Gutachten für Gerichte und Behörden sowie durch Sachbuchreihen für den breiten Markt. In den ersten Jahren der Tätigkeit war der wissenschaftliche Blick am IfZ dabei vor allem auf die Täterseite gerichtet, während die Perspektive der Opfer eher selten in den historischen Blick geriet. Diese Asymmetrie belastete zu bestimmten Zeitpunkten das Verhältnis zu jüdischen Forscherinnen und Forschern erheblich. Angesichts dieser ambivalenten Institutsvergangenheit überrascht es, dass bislang noch keine umfassende Geschichte des IfZ vorliegt.

Diese Lücke soll das an der FZH beheimatete und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) teilfinanzierte Projekt schließen.  Das Forschungsprojekt wird in zwei Teilprojekten realisiert. Das 1. Teilprojekt (Bearbeiter/in: N.N.) untersucht die Gründungs- und Aufbauphase des IfZ  (1949-1972), das 2. Teilprojekt (Bearbeiter: apl. Prof. Dr. Klaus Große Kracht) die Geschichte des IfZ von den 1970er Jahren bis zum Mauerfall (1972-1989). Die Ergebnisse sollen in zwei selbstständigen, eng aufeinander bezogenen Monografien veröffentlicht werden.

Projektleitung: apl. Prof. Dr. Klaus Große Kracht, Prof. Dr. Thomas Großbölting, Prof. Dr. Kirsten Heinsohn.

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