Leitung:
Dr. Christoph Strupp
strupp@zeitgeschichte-hamburg.de

Bearbeitung:
Dr. Volker Weiß

Forschungslinie: Der Nationalsozialismus und seine „zweite Geschichte“

Städtische Verkehrs- und Versorgungsbetriebe sind keine neutralen Dienstleister, sondern mit ihren Angeboten eingebunden in die jeweiligen politischen Strukturen. Im „Dritten Reich“ waren die Unternehmen Teil des NS-Herrschaftssystems und trugen zu seiner Durchsetzung und Akzeptanz bei. Sie stabilisierten es im Rahmen der Daseinsvorsorge für die „Volksgemeinschaft“, sie repräsentierten es symbolpolitisch nach außen und sie trugen im Zweiten Weltkrieg durch die Aufrechterhaltung des städtischen Alltags an der „Heimatfront“ zu seiner Fortdauer bis zum Mai 1945 bei. Durch den Einsatz von Zwangsarbeit waren sie dabei unmittelbar in die Verbrechen des Regimes verstrickt. Ähnlich wie bei staatlichen Behörden, privaten Unternehmen, Kultureinrichtungen oder Vereinen sind diese Prozesse erst in den letzten beiden Jahrzehnten von der Forschung verstärkt in den Blick genommen worden.

In den Jahren 2010 und 2016 hat die FZH zwei Studien zur Geschichte der Hamburger Hochbahn AG und der Hamburger Wasserwerke im „Dritten Reich“ veröffentlicht, die auf Forschungsaufträge der beiden städtischen Unternehmen zurückgingen. 2023 erstellte Dr. Volker Weiß im Rahmen eines Werkvertrags eine Machbarkeitsstudie zu einer vergleichbaren Untersuchung über die Hamburger Stadtreinigung. Da die Stadtreinigung in der NS-Zeit noch als Behördenabteilung und nicht als städtischer Betrieb organisiert war, stellen sich die Quellenüberlieferung und die Forschungsmöglichkeiten in diesem Fall aber schwieriger dar.