Fundstück #9

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Fundstück #9, Januar 2024

Rudi Dutschke und die „Bibliographie des revolutionären Sozialismus“

Die Chiffre „1968“ steht für eine Bewegung, die sich schwer unter einem Begriff zusammenfassen lässt und Fragen des Lebensstils ebenso thematisiert wie Forderung nach Emanzipation, Konsum- und Kapitalismuskritik oder Proteste gegen den Vietnamkrieg (vgl. Schildt, Medienintellektuelle, S. 760). Aber wie auch immer wir „die“ 68er greifen und fassen wollen – dass Theorie, und speziell die Marx’sche Theorie, eine wichtige Rolle in ihr spielte, ist wohl unstrittig.

Die Bibliothek der FZH verfügt über ein spannendes Dokument aus dieser Zeit: Die kleine Broschüre „Ausgewählte und kommentierte Bibliographie des revolutionären Sozialismus von K. Marx bis in die Gegenwart“, die 1966 von dem marxistischen Soziologen und Aktivisten Rudi Dutschke verfasst wurde. In ihr kommentiert der damals 26-jährige Student sowohl Klassiker wie „Die Deutsche Ideologie“ (1845/46) von Marx und Engels als auch die damals neuesten Texte der Linken, beispielsweise Herbert Marcuses „Der eindimensionale Mensch“ (1964). Ebenso finden unbekanntere Texte, wie etwa „Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkriegs“ (1920) von Ernst Drahn und Susanne Leonhard in Dutschkes Werk Erwähnung.

Die vorliegende Ausgabe erschien 1969 als „Neuherausgabe“ mit einem 'aktuellen Vorwort', in dem die Herausgeber über ihre Korrespondenz mit Dutschke berichten. In diesem Vorwort geht es um die Entwicklung des Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS), um das sich abzeichnende „Sektierertum“ innerhalb der Linken und um die Rolle des Anarchismus und Anarchosyndikalismus, besonders nach dem Attentat auf Dutschke am 11. April 1968.
Als Zeugnis und Quelle dieser hochinteressanten Übergangszeit ist die kleine Broschüre sehr spannend zu lesen.

Rudi Dutschke: Ausgewählte und kommentierte Bibliographie des revolutionären Sozialismus von K. Marx bis in die Gegenwart, Heidelberg (u.a.) 1969 (Signatur Bibliothek I Sp 646).

(Hartmut Finkeldey)

Literatur

Axel Schildt, Medienintellektuelle in der Bundesrepublik, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gabriele Kandzora und Detlef Siegfried, Göttingen 2020.

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