Fundstück #10

Die Bibliothek der Forschungsstelle übernahm kürzlich aus dem hauseigenen Archiv mehrere Ausgaben einer Zeitschrift des Nachrichtendienstes der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD): „Oktober - Militärpolitisches Mitteilungsblatt“. Diese erschien von 1926 bis 1931, zunächst unter der Leitung des KPD-Politikers Ernst Schneller und später herausgegeben von Hans Kippenberger, dem Leiter des „Militärpolitischen Apparats“ der KPD. Bereits nach Veröffentlichung der ersten Nummer wurde die Zeitschrift vom Reichsgericht verboten und erschien fortan illegal (vgl. Kaufmann, Nachrichtendienst, Anm. 42, S. 111).

Spannend ist dieses Blatt, da es eine Phase abbildet, in der die KPD mit Flügelkämpfen, Spaltungen und ihrer „Stalinisierung“ zu kämpfen hatte. Durch wehrpolitische Maßnahmen versuchte die Partei zudem, den wachsenden Einfluss der Nationalsozialisten mit Gewalt zu stoppen. Dies führte zunehmend zu terroristischen Aktionen, wie beispielsweise in Berlin die Polizistenmorde vom Bülowplatz oder auf der Frankfurter Allee im Sommer 1931.

Eingestellt wurde „Oktober“ Ende 1931. Grund dafür waren radikale Artikel, etwa über die erwähnte Ermordung des Polizei-Oberwachtmeisters Emil Kuhfeld auf der Frankfurter Allee. Darin heißt es, dieser Mord sei kein individueller Terrorakt, sondern das „Ergebnis einer Kampfhandlung, in der die Masse das Mittel des Terrors dem Terror der Polizei entgegenstellt“ (K.F. [Dünow]: Taktik, S.9). Diese Haltung war der KPD-Führung zu radikal. Im November 1931 stellte sie klar, dass die Propagierung und Duldung des individuellen Terrors unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der KPD sei.

Der Bestand der Zeitschrift in der FZH-Bibliothek ist leider nicht vollständig und zu großen Teilen nur in Kopien vorhanden. Trotzdem lohnt ein Blick in dieses wichtige Zeugnis der Endphase der Weimarer Republik.

Literatur
Kaufmann, Bernd et al.: Der Nachrichtendienst der KPD 1919-1937, Berlin 1993 (Signatur FZH-Bibliothek: II Gg 3)

Quelle
Oktober – Militärpolitisches Mitteilungsblatt, 4/1931 (Signatur der FZH-Bibliothek: II Ge 48)

(Dorothee Mateika)