Bearbeitung: Prof. Dr. Kirsten Heinsohn
heinsohn@zeitgeschichte-hamburg.de
Forschungslinie: Hamburg im 20. und 21. Jahrhundert
Das Projekt soll das gesellschaftliche Feld der „hamburgischen Israelpolitik“ von den fünfziger Jahren bis Ende der achtziger Jahre ausleuchten und untersuchen, wer die Träger waren, welche Interessen formuliert wurden, wie sich die offiziellen Vertreter der Stadt zu diesem Komplex verhielten und welche Wirkung die Initiativen entfalteten.
Die Hamburger „Außenpolitik“ war in den fünfziger und sechziger Jahren durch vier Elemente bestimmt: Streben nach europäischer Integration, eigenständige Politik in Richtung Osteuropa, enge Bindung an die Führungsmacht des Westens („Atlantizismus“) und wichtiger Impulsgeber für den Aufbau deutsch-israelischer Beziehungen (Frank Bajohr). Dieser Interpretation steht allerdings gegenüber, dass es mit Blick auf das letzte Element nur wenige offizielle Verbindungen zu Israel gegeben hat und dass fast alle Initiativen von Privatpersonen oder nur im halboffiziellen Bereich stattgefunden haben, z.B. von Erich Lüth. Mit anderen Worten: diese Facette der „Außenpolitik“ war vor allem eine gesellschaftspolitische Initiative, keine staatliche und keine ökonomisch orientierte. Zum anderen gab es aber auch Initiativen für eine selbstbewusste und von Wirtschaftsinteressen geformte Nah-Ost Politik. Hier ist beispielsweise auf die Wiedergründung des NUMOV (Nah- und Mittelostverein) e.V. 1950 in Hamburg zu verweisen. Der NUMOV organisierte Handelsbeziehungen in den Nahen Osten und zählte dazu zunächst auch Israel.
In einem ersten Schritt soll eine Biographie von Erich Lüth erarbeitet werden, in weiteren Schritten dann die politische und die gesellschaftliche Ausformung einer „lokalen“ Außenpolitik.