Die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) von 1950 bis in die 1970er Jahre. Zum Verhältnis von Sexualwissenschaft und öffentlichem Sexualitätsdiskurs

Bearbeitung: Moritz Liebeknecht

Forschungslinie: Jüngere und jüngste Zeitgeschichte

Im April 1950 fanden sich Ärzte und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen am Klinikum der Universität Frankfurt am Main ein, um an der ersten sexualwissenschaftlichen Fachtagung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges teilzunehmen. Gleich am ersten Tag des Kongresses wurde von den Anwesenden die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) gegründet.

Die Gründungsmitglieder der DGfS, darunter zahlreiche prominente Wissenschaftler, knüpften in ihrer Arbeit zum Teil an die fachlichen Traditionen der Weimarer Republik, zum Teil an jene des Nationalsozialismus an.

Im Zuge der weitreichenden Liberalisierungstendenzen der Phase der „langen 1960er Jahre“ haben sich gesellschaftliche Auffassungen von sexueller „Normalität“ und Perversion ebenso verschoben und gewandelt, wie der staatlich-juristische Umgang mit Sexualität. Die zunehmende öffentliche Popularisierung des Themas Sexualität während dieses Zeitraumes („Sexwelle“) blieb auch für die Akteure der DGfS nicht ohne Folgen. Für die Sexualforscher änderten und erweiterten sich die Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume ihres wissenschaftlichen Wirkens.

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt soll eine Positionsbestimmung der DGfS innerhalb des gesellschaftlich-politischen Sexualitätsdiskurses der 1950er bis 1970er Jahre vornehmen, der einerseits den Kontext des wissenschaftlichen Wirkens ihrer Akteure bildete, andererseits aber auch deren Einfluss unterlag. Das Projekt untersucht, welche Rolle die noch nicht vollends etablierte Sexualwissenschaft und ihre Akteure in dieser konfliktträchtigen Phase eingenommen haben.

Eine zentrale Frage dabei lautet, wie gesellschaftliche Sexualnormen und Wertvorstellungen sich herausgebildet, gefestigt und erneuert haben und welche Rolle die Sexualforschung in diesem Zusammenhang gespielt, inwiefern sie agiert und reagiert hat. Es werden die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen der Sexualwissenschaft einerseits und dem Sexualitätsdiskurs andererseits untersucht und die Verwobenheit der Sexualwissenschaft mit gesellschafts- und politikhistorischen Zusammenhängen genauer beleuchtet. Zu diesem Zweck soll die Institutionalisierung der Sexualwissenschaft in der Bundesrepublik veranschaulicht und mit dem gesellschaftlich-politischen Diskurs über das Thema Sexualität in Bezug gesetzt werden.

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