Bearbeitung: Dr. Knud Andresen
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Forschungslinie: Jüngere und jüngste Zeitgeschichte
Deutschland pflegte zu Südafrika auch in der Phase der rassistischen Apartheid-Politik (1948-1990/94) seine traditionell guten Beziehungen, auch in ökonomischer Hinsicht. Mehrere große deutsche Unternehmen ließen in Südafrika produzieren, ebenso hatten schwedische Unternehmen Produktionsstätten in dem Land. In Europa wuchs in den 1970er Jahren eine Anti-Apartheid-Bewegung, aus der das wirtschaftliche Engagement zunehmend kritisiert wurde. Während Schweden 1979 einen Investitionsstopp für Südafrika beschloss und sich schwedische Firmen zurückziehen mussten, blieben bundesdeutsche Firmen die 1980er Jahre hindurch in Südafrika aktiv. Sie begründeten dies damit, dass sie auch schwarze Arbeiter qualifizieren und besser bezahlen würden.
In dem Projekt werden Wahrnehmungen und Praktiken westdeutscher und schwedischer Manager sieben bundesdeutscher und schwedischer multinationaler Konzerne der Metall- und Elektroindustrie im Südafrika der 1970er und 1980er Jahre vergleichend untersucht. Wie gestalteten sie ihre eigenen Lebens- und Arbeitsverhältnisse, wie nahmen sie den Rassismus im Alltag und in den von ihnen geleiteten Werken wahr? Gefragt wird auch, ob diese Erfahrungen in die Unternehmensführung zurückflossen. Verankerte sich ein ethisches Wirtschaften auch durch die Erfahrungen oder war es vor allem der ‚Druck von außen‘, der Menschenrechte stärkte? Kritik kam nicht allein aus der Anti-Apartheids-Bewegung, so hatte die Europäische Gemeinschaft 1977 einen Verhaltenskodex beschlossenen, der europäischen Unternehmen Standards für den Umgang mit schwarzen Beschäftigten zu setzen versuchte.
Grundlage der Arbeit bilden, neben der Auswertung von Firmenarchiven und Literatur, lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Managern. Wie reagierten sie auf die verbreitete Kritik an Südafrika und ihrer Tätigkeit?
Das Projekt leistet einen Beitrag zur historischen Fundierung der aktuellen Diskussion über die Bedeutung von Verhaltensnormen für multinationale Unternehmen in Staaten mit autoritär geprägter Arbeitsverfassung. Hat sich aus den Diskussionen um Menschenrechtsverletzungen seit den 1970er Jahren eine Moral des ethischen Wirtschaftens entwickelt?