Ärzte in der anti-atomaren Friedensbewegung der 1980er Jahre – die deutsche Sektion der IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War)

Bearbeitung: Dr. Claudia Kemper

Forschungslinie Jüngere und jüngste Zeitgeschichte

Während der letzten Dekade des Kalten Krieges formierte sich eine breite Friedensbewegung gegen die sogenannte NATO-Nachrüstung mit neuen atomaren Waffensystemen, aber auch allgemein gegen das Wettrüsten der beiden „Supermächte“ USA und Sowjetunion. Innerhalb der transnational agierenden Friedensbewegung kam der Ärzteorganisation „International Physicians for the Prevention of Nuclear War“ (IPPNW) eine erhebliche Bedeutung zu, weil sie professionelle naturwissenschaftlich-medizinische Kompetenz mit zivilgesellschaftlicher Ethik verband, um staatliche militärische Planungen zu delegitimieren. Die IPPNW erhielt 1985 – keineswegs unumstritten – den Friedensnobelpreis.

Die internationale IPPNW gründete sich 1980 auf Initiative amerikanischer und sowjetischer Ärzte. Zahlreiche nationale Sektionsgründungen folgten, unter anderem eine bundesdeutsche; auch die DDR richtete eine IPPNW-Sektion ein. Die westdeutsche IPPNW-Sektion ging im Februar 1982 aus dem losen Zusammenschluss von etwa 60 regionalen Ärzte- und Basis-Initiativen hervor und sollte als Schnittstelle zwischen der internationalen IPPNW und den nationalen Aktivitäten von Ärzten innerhalb der Friedensbewegung agieren.

Das von der DFG finanzierte Projekt beleuchtet am Beispiel der westdeutschen (seit 1990 gesamtdeutschen) Sektion der IPPNW („Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.“) wesentliche Dimensionen der Friedensbewegung und ermöglicht neue Erkenntnisse über ihre politischen, mentalitäts-, wissenschafts- und sozialgeschichtlichen Kontexte in den 1980er Jahren. Deshalb werden folgende Untersuchungsfelder in den Blick genommen: 1. die politische Auseinandersetzung in der Bundesrepublik im Kontext des NATO-Doppelbeschlusses und ihre transnationalen mentalitätsgeschichtlichen Aspekte (Ängste, Katastrophen-Szenarien); 2. die deutsch-deutschen, europäischen und transatlantischen Beziehungen und Abgrenzungen; 3. der Kalte Krieg und die Friedensbewegung in der wissenschaftsgeschichtlichen Forschung; 4. die Sozialgeschichte gesellschaftspolitisch engagierter Ärzte; 5. die Einordnung in die Geschichte der „Neuen Sozialen Bewegungen“ (NSB).

Das Projekt basiert auf einer breiten Grundlage archivalischer Quellen und Interviews mit zeitgenössischen Akteuren. Da das gesamte Archiv der deutschen IPPNW-Sektion (ca. 25 lfd. Meter) der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg übergeben wurde und für das Projekt zur Verfügung steht, wird erstmals eine detaillierte Binnensicht in wichtige Teile der Friedensbewegung der 1980er Jahre möglich. Insgesamt soll das Projekt einen substanziellen Beitrag zur gerade in Gang gekommenen Zeitgeschichtsschreibung über das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts leisten.

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