Heinz Prieß als „Spanienkämpfer“, Torrelodones 1937

Heinz Prieß

"Da muss man dabei sein!" Als Kämpfer der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, 1936-39

Heinz Prieß wurde 1915 als Sohn eines Straßenbauarbeiters und einer Köchin geboren. Er wuchs mit vier Geschwistern in Hamburg-Hamm auf, wo er die Reformschule Burgstraße besuchte. Er war Jungspartakist, das heißt Mitglied in der Kinderorganisation der KPD, und verbrachte im Alter von 12 Jahren einige Monate in der Sowjetunion. Nach Schulabschluss, im Jahr 1929, begann er eine Schlosserlehre, die er infolge eines innerbetrieblichen Konflikts abbrach. Er wechselte die Lehrstelle und absolvierte eine Malerlehre in Wandsbek-Gartenstadt.

Er engagierte sich in kommunistischen Jugendorganisationen (KJVD, Rote Jugendfront) und wurde aufgrund seiner politischen Aktivitäten 1933 verhaftet und in Fuhlsbüttel in "Schutzhaft" genommen. Nach seiner Entlassung nahm er seine politische Tätigkeit wieder auf und war an antifaschistischen Aktionen beteiligt, so verteilte er Flugblätter und gab die Zeitschrift "Roter Spaten" heraus.

Um einer erneuten Verhaftung zu entgehen, emigrierte er 1935 nach Kopenhagen, wo er im Dänischen Kommunistischen Jugendverband aktiv war. 1936 reiste er nach Spanien, um sich den Internationalen Brigaden anzuschließen und den Faschismus zu bekämpfen. 1939 wurde er in Frankreich interniert. 1943 gelang ihm die Flucht aus der Internierungshaft und er leistete politische Untergrundarbeit für das Komitee der Bewegung Freies Deutschland der KPD in Toulouse und Lyon.

Über die Schweiz kehrte Heinz Prieß 1945 nach Deutschland zurück. Er war am Wiederaufbau der KPD beteiligt und arbeitete kurze Zeit als Chefredakteur der Hamburger Volkszeitung. 1952 zog er in die DDR. Zuerst nach Leipzig, ein Jahr später nach Berlin, wo er bis 1956 Chefredakteur des Deutschlandsenders war. Später wechselte er zum Deutschen Freiheitssender 904. Zudem war er Vorsitzender der Sektion ehemaliger Spanienkämpfer der DDR. Heinz Prieß verstarb 2001 in Berlin.

 

Historischer Kontext

Kommunistische Flüchtlinge im dänischen Exil und ihre Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg

Um sich der nationalsozialistischen Verfolgung zu entziehen, retteten sich etwa 800 politisch aktive Gegnerinnen und Gegner des Naziregimes aus Hamburg ins Exil. Vor Kriegsbeginn gingen die meisten von ihnen nach Dänemark. Die größte Gruppe der deutschen Exilanten in Kopenhagen stellten die Sozialdemokraten. Aber auch zahlreiche Kommunisten fanden dort Zuflucht. Aus dem Exil wollten sie die illegale Parteiarbeit der Genossinnen und Genossen in Deutschland unterstützen und international bekannt machen [1]. Als 1936 in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, sahen viele kommunistische Exilanten wie Heinz Prieß ihre Chance gekommen, den Faschismus mit Waffen zu bekämpfen.

Auslöser des Spanischen Bürgerkriegs war der Putschversuch rechtsradikaler und antidemokratischer Offiziere gegen die - aus einem linken Bündnis bestehende - republikanische Regierung im Juli 1936. Der Staatsstreich wurde zwar niedergeschlagen, die Putschisten hatten jedoch in ersten Kämpfen Teile des spanischen Territoriums unter ihre Kontrolle gebracht. Im September 1936 wurde Francisco Franco, der aus verschiedenen Rechtsparteien eine faschistische Einheitspartei unter seiner Führung gebildet hatte, zum Oberkommandanten der Aufständischen. Militärisch unterstützt wurde er vom faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland, die u.a. verheerende Luftangriffe gegen die republikanisch kontrollierten Gebiete flogen. Im Gegensatz dazu erhielten die Republikaner nur wenig Beistand von anderen Staaten. Die Sowjetunion und Mexiko lieferten zwar in unregelmäßigen Abständen Waffen. Frankreich, Großbritannien und die USA hatten sich jedoch für eine Politik der „Nichteinmischung“ ausgesprochen [2].

Ausgehend von kommunistischen Kreisen in Frankreich wurden im Herbst 1936 Internationale Brigaden gebildet, um gegen die FranquistInnen zu kämpfen. Nachdem die Kommunistische Internationale zur Teilnahme am antifaschistischen Kampf aufgerufen hatte, gingen etwa 40.000 internationale Freiwillige, darunter 3.500 Deutsche nach Spanien. 1938 wurden die Internationalen Brigaden von der republikanischen Regierung aufgelöst. Viele Freiwillige flohen vor den siegreichen franquistischen Truppen nach Frankreich, wo sie – wie Heinz Prieß – im Lager Gurs interniert wurden. Etwa ein Viertel der InterbrigadistInnen kamen im Bürgerkrieg ums Leben [3]. Von den 23 Hamburger Spanienkämpfer, die gefallen sind, waren 13 wie Heinz Prieß über Dänemark nach Spanien gekommen [4].

 

[1] Ursula Büttner: Von Kopenhagen bis Schanghai. Aus Hamburg ins Exil, in: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (Hg.): Hamburg im „Dritten Reich“. Göttingen 2005, S. 573-609.
[2] Alexandre Froidevaux: Klassenkampf in Spanien und ein internationaler Konflikt. Eine kurze Chronik des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939), in: Ders. (Hg.): 80 Jahre danach. Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939. Die spanische Gesellschaft und deutsche Interventionen. Berlin 2016, S. 4-12.
[3] Dieter Nelles: Internationale Solidarität. Deutsche AntifaschistInnen in Spanien, in: Alexandre Froidevaux (Hg.): 80 Jahre danach. Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939. Die spanische Gesellschaft und deutsche Interventionen. Berlin 2016, S. 18-22.
[4] Büttner: Von Kopenhagen bis Schanghai, S. 584.

Heinz Prieß erzählt

  • Hamburger Kommunisten im Spanischen Bürgerkrieg
Quellennachweis

Archiv: Werkstatt der Erinnerung an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
Signatur: FZH/WdE 247
Interviewer: Alfons Kenkmann
Interviewtermin: 19.04.1994
Interviewlänge: 12 Std. 35 Min.
Sammlungsschwerpunkt: Verfolgung im Nationalsozialismus / Kommunisten

Bilder:
Bild Überblickseite: FZH/WdE 247, Heinz Prieß neben Gefechtstand sitzend, Spanien um 1937.
Bild oben: FZH/WdE 247, Heinz Prieß als „Spanienkämpfer“, Torrelodones 1937.
Bild Interview: FZH/WdE 247, Heinz Prieß während des Interviews, Berlin 1994.

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