ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland - Teilprojekt A „Evangelische Spezifika – Kirche und Gesellschaft“

Projektleitung:
Prof. Dr. Thomas Großbölting
grossboelting@zeitgeschichte-hamburg.de

Prof. Dr. Martin Wazlawik (Hochschule Hannover)

Forschungsfeld: Jüngere und jüngste Zeitgeschichte

Der Abschlussbericht und die Zusammenfassung der Ergebnisse steht als Download auf der Website des Forschungsverbundes ForuM zur Verfügung.

Vorstellung der Studie und Pressekonferenz am 25. Januar 2024 in Hannover; zur Pressemitteilung.

Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen rückte seit den 2000er Jahren zunehmend in den Fokus der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Die mediale Thematisierung von Missbrauchsfällen in pädagogischen und kirchlichen Einrichtungen wie der Odenwaldschule oder dem Canisisus Kolleg trug zu dieser verstärkten Wahrnehmung bei. Auch die wissenschaftliche Forschung hat sich dem Thema in den letzten zwei Jahrzehnten in verstärktem Maße zugewandt und kann mittlerweile eine rege Publikationstätigkeit zu sexualisierter Gewalt vorweisen. Die sich an dieser Forschung beteiligenden Wissenschaftler:innen kommen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen wie der Medizin, Psychologie, der Erziehungs-, der Rechts-, der Sozial- oder auch der Geschichtswissenschaft.

In historischer und religionssensibler Perspektive erforscht die FZH das Missbrauchsgeschehen in den evangelischen Kirchen in Deutschland nach 1945 und fragt dabei nach „Evangelischen Spezifika“ in Kirche und Gesellschaft. Das Projekt ist Teil des interdisziplinär angelegten und unabhängigen Forschungsverbunds „ForuM“ – „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“, das von der Evangelischen Kirchen in Deutschland im Rahmen einer Zuwendung gefördert wird. Das Gesamtvorhaben hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Analyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen, vorzulegen und somit eine empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte zu liefern.

Das Teilprojekt zu „Evangelischen Spezifika“ leuchtet die historischen Dimensionen sexualisierter Gewalt in den evangelischen Kirchen nach 1945 aus: Was ermöglichte und begünstigte sexualisierte Gewalt in Kirchengemeinden, in diakonischen Einrichtungen oder in anderen an die evangelischen Kirchen angegliederte Institutionen? Welche Rolle spielten der gesellschaftliche Kontext und das politische System, in das die Kirchen eingebettet waren und zu denen sie sich verhalten mussten? Welche zeithistorisch spezifischen religiösen und theologischen Ideen und Diskursen prägten den Umgang mit Sexualität in den evangelischen Kirchen, etwa mit Blick auf die Sexualmoral? Wie wirkte sich dies auf den kirchlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt aus?

Fallstudien zu ausgewählten Gemeinden, kirchlichen Einrichtungen bzw. Institutionen im zeitlichen Verlauf sollen es ermöglichen, diese Fragen in multiperspektivischer Weise nachzugehen und das konkrete Missbrauchsgeschehen in den evangelischen Kirchen gesellschafts-, kultur- und religionsgeschichtlich zu rahmen. Neben Archivrecherchen sollen Interviews mit Betroffenen die empirische Grundlage der Studie bilden.

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