Das nationalsozialistische Regime bedeutete für Kulturarbeit, Kulturpolitiken und Kulturakteur:innen Ausschluss, Instabilität und eine ideologische Verengung. Doch gleichzeitig eröffneten sich im Nationalsozialismus auch unterschiedliche Möglichkeitsräume, zumindest für einige gesellschaftliche Gruppen. Macht wirkt nicht nur repressiv, sondern auch produktiv; sie fördert bestimmte Entwicklungen und hat integrierende Effekte. In der NS-Zeit betraf diese Produktivität der neuen Machtverhältnisse individuelle Karrierechancen ebenso wie kollektive Einflussmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume, beispielsweise von Vereinen oder Kultureinrichtungen. Solchen – während des Nationalsozialismus in diesem Sinne eröffneten und erweiterten – Möglichkeitsräumen für den Bereich Kultur am Beispiel Hamburgs nachzugehen, ist Ziel des Workshops.
Gefragt werden soll, inwiefern der Nationalsozialismus im Bereich der Kultur neue Gelegenheiten und Chancen schuf. Welche Personen oder Institutionen profitierten in welcher Form – etwa karrieristisch, finanziell oder mit Blick auf ihre Reputation und ihren Einfluss – von den veränderten politischen Rahmenbedingungen? Beförderte der Nationalsozialismus in Hamburg ausgewählte kulturelle Veranstaltungsformen oder Inhalte auf besondere Weise? Inwiefern waren Karrierechancen oder individuelle wie kollektive Einflussmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume der Nähe oder Verbundenheit zum Nationalsozialismus oder etwa auch der Einbindung in NS-Organisationen geschuldet? Wie lässt sich an konkreten Beispielen fassen, wann es dabei um Profit während des Nationalsozialismus oder aber um Profit durch den Nationalsozialismus ging? Lassen sich hinsichtlich eröffneter Möglichkeitsräume Phasen oder Zäsuren im Zeitraum 1933-1945 ausmachen und korrelierten diese ggf. mit Einschnitten in reichsweiten und städtischen Kulturpolitiken? Und inwiefern entfalteten die während des oder durch den Nationalsozialismus eröffneten Möglichkeitsräume bis in die Nachkriegszeit ihre langfristige Wirkung? Die Diskussion dieser Fragen soll letztlich auch dazu dienen, die Begriffe des „Profits“ und der „Profiteure“ weiter auszudifferenzieren und ihre Reichweite für den Blick auf Kultur und Kulturpolitiken im Nationalsozialismus (und ggf. in der frühen Bundesrepublik) auszuloten.
Der Workshop ist eine Kooperationsveranstaltung der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg mit der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und setzt den im April 2024 begonnenen Austausch zu aktuellen Forschungen über Hamburger Kulturpolitiken und Kulturinstitutionen auf lokaler Ebene fort. Er flankiert zugleich die Vorbereitungen einer durch die SHGL erarbeiteten Ausstellung zur „Hamburger Kulturlandschaft im Nationalsozialismus“ (Eröffnung Januar 2026) sowie die Konzeption eines von der FZH herausgegebenen Sammelbandes zu „Kultur und Kulturpolitiken in Hamburg 1933-1945“ (Publikation geplant für 2026).
9.30–10.00 Uhr
10.00–10.45 Uhr
10.45–11.00 Uhr
Pause
11.00–11.45 Uhr
11.45–12.30 Uhr
12.30–13.30 Uhr
Mittagsimbiss
13.30 Uhr–14.45 Uhr
14.45–15.30 Uhr
15.30 Uhr–16.00 Uhr
Pause
16.00 Uhr–16.15 Uhr
Einführung in Idee der Arbeitsgruppen
16.15 Uhr–17.15 Uhr
Austausch in drei thematischen Arbeitsgruppen
17.15 Uhr–18.00 Uhr
Zusammenfassung der AGs im Plenum und Abschlussdiskussion
Vorbereitung und Kontakt:
Gisela Ewe (SHGL): gisela.ewe@gedenkstaetten.hamburg.de
Yvonne Robel (FZH): robel@zeitgeschichte-hamburg.de