Buchvorstellung und Gespräch mit Dorothee Wierling und Christoph Strupp.
Im April 1940 ging der junge Rohkaffeehändler Heinrich Christen von Hamburg in das besetzte Norwegen, um dort Karriere in der deutschen Zivilverwaltung des Landes zu machen. Der überzeugte Nationalsozialist schrieb ein ausführliches Tagebuch über seine privaten und politischen Erfahrungen. Dorothee Wierling hat dieses Tagebuch ediert und mit drei weiteren Historiker:innen kommentiert. Christens Aufzeichnungen geben einen seltenen Einblick in die tägliche Arbeit als Besatzer, in die Beziehungen der Deutschen zur norwegischen Gesellschaft und in das Verhältnis der zivilen Besatzung zu Wehrmacht, Gestapo und SS. Am Ende war Christen selbst an einem der schlimmsten Kriegsverbrechen der deutschen Besatzer in Norwegen beteiligt. Nach kurzem Fronteinsatz und längerer Kriegsgefangenschaft kehrte er 1950 in den Hamburger Kaffeehandel zurück – ein typischer Repräsentant der Aufbaugeneration der Bundesrepublik Deutschland.
Dorothee Wierling stellt das Tagebuch Christens vor und beleuchtet im Gespräch mit Christoph Strupp Aspekte der deutschen Besatzungsherrschaft in Europa, die bisher in der Öffentlichkeit nur wenig beachtet wurden.