Am 28. Januar 1972 beschlossen die Regierungschefs von Bund und Ländern, sogenannte „Verfassungsfeinde“ vom öffentlichen Dienst gezielt fernzuhalten. Bei der Regelanfrage bei dem Verfassungsschutz wurden damals alle Bewerberinnen und Bewerber für den öffentlichen Dienst überprüft. Staatliche Kommissionen befragten vom Verfassungsschutz gemeldete Personen nach ihren politischen Aktivitäten und Meinungen und lehnten zahlreiche Personen wegen mangelnder Verfassungstreue ab. Auch Hamburg richtete ein staatliches Überprüfungsverfahren ein: Zwischen 1971 und 1978 gab ca. 100.000 Anfragen, etwa 90 Personen, vor allem Lehrerinnen und Lehrer, wurden abgelehnt oder entlassen.
Die auf ein Ersuchen der Hamburgischen Bürgerschaft aus dem Sommer 2018 zurückgehende Ausstellung „Abgelehnt. Der Radikalenbeschluss von 1972 in Hamburg“ wird vom 5. bis 27. Juli 2022 in der Diele des Hamburger Rathauses gezeigt. Sie befasst sich mit der Praxis der Untersuchungsverfahren und deren Auswirkungen auf die betroffenen Personen, aber auch auf Gesellschaft und Politik. Beauftragt vom Personalamt des Senats der Hansestadt Hamburg, wurde die Ausstellung von Alexandra Jaeger (mittlerweile Friedrich-Ebert-Stiftung e. V.) für die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) konzipiert.
Podiumsdiskussion (online)
Am 7. Juli fand im Rahmen eines Senatsempfangs vor geladenen Gästen eine Podiumsdiskussion mit Expert:innen und Zeitzeug:innen statt: Es diskutieren Joist Grolle (ehemaliger Hamburger Schulsenator), Hans-Peter de Lorent (ehemals Betroffener, Leitender Oberschulrat a. D.), Alexandra Jaeger (Kuratorin und Historikerin) und Jan Pörksen (Staatsrat, Chef der Senatskanzlei und des Personalamtes). Moderiert wird die Diskussion von Eva Maria Schnurr (Der Spiegel).