Konferenz

Arbeit/Zeit. Umkämpfte Beziehungen und umstrittene Deutungen im 19. und 20. Jahrhundert. Konferenz der German Labour History Association

Konferenz

Arbeit/Zeit. Umkämpfte Beziehungen und umstrittene Deutungen im 19. und 20. Jahrhundert.
Konferenz der German Labour History Association

3. bis 5. November 2022, Museum der Arbeit Hamburg

Um das Verhältnis von Arbeit und Zeit wurde (vor allem) in kapitalistischen Gesellschaften von jeher gerungen. Die Aushandlungen und Konflikte um die Ausgestaltung und Regulierung von Erwerbs- wie Reproduktionsarbeit wie auch um Lohnstandards oder Arbeitsgestaltungsfragen sind dabei keine singulären Konflikte, sondern finden vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und historisch entstandener Zeitregime statt. Entsprechend war und ist die Aushandlung von (Arbeits-)Zeit eines der Kernthemen der ArbeiterInnen-Bewegung weltweit. Seit einigen Jahren gewinnt „Arbeitszeit, die zum Leben passt“ nicht nur als Gegenstand tariflicher Regulierung, sondern auch als Thema sozialwissenschaftlicher Forschung an Bedeutung. Zugleich ist das Verhältnis von Arbeit und Zeit zu einem Gegenstand lebhafter historischer Debatten geworden. Im zeitlichen Bogen von disziplinierender Zeitregulierung seit 1800 und der Flexibilisierung von Zeitregimen seit Ende des 20. Jahrhunderts gewinnen dabei u.a. praxeologische Perspektiven an Bedeutung. Wie gestalteten sich Zeitpraktiken im Spannungsfeld von Lohnarbeit, Reproduktionsarbeit und Freizeit – und wie veränderten sie sich im Zeitverlauf? Wer profitierte von der zunehmenden Regulierung von Arbeit und Zeit, wer zählte zu den Verlierer/innen, und welche Konflikte um Zeit entzünde(te)n sich in Betrieben, Haushalten und auf gesellschaftlicher Ebene?

Die Konferenz wird veranstalltet von der GLHA in Kooperation mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und dem Museum der Arbeit, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung.

Organisationsgruppe: Knud Andresen (Hamburg); Gina Fuhrich (Heidelberg); Nina Kleinöder (Bamberg); Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf); Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen); Rita Müller (Hamburg); Stefan Müller (Bonn); Katja Patzel-Mattern (Heidelberg); Franziska Rehlinghaus (Göttingen); Sandra Schürmann (Hamburg); Mareike Witkowski (Oldenburg)

Anmeldungen nimmt Joana Betke (betke@zeitgeschichte-hamburg.de) bis zum 1. Oktober 2022 entgegen. Die Teilnahme ist kostenfrei, die ggf. geltenden Corona-Bestimmungen werden rechtzeitig zugesandt.

 

Programm

Donnerstag, 3. November 2022

15.30 bis 16.00 Uhr:
Eröffnung, Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

16.00 bis 17.30 Uhr
PANEL 1: Umkämpfte Zeitkonzepte in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung
Moderation: Franziska Rehlinghaus (Göttingen)

  • Claudia Roesch (Washington): Zeit für Arbeit und Bildung: Die Rolle von Zeitregimen in frühsozialistischen Reformkonzepten im 19. Jahrhundert
  • Anna Horstmann (Hamburg): Emanzipation oder Bekämpfung von Arbeitslosigkeit? Debatten über Arbeitszeitverkürzung in den DGB-Gewerkschaften in den 1970er und 1980er Jahren.

18.00 bis 19.30 Uhr
Podiumsdiskussion: Zeit und Arbeit. Narrative und Vermittlung einer verflochtenen Geschichte
Moderation: N.N.

  • Sabine Kritter (Berlin), Achim Landwehr (Düsseldorf), Rita Müller (Hamburg)

Freitag, 4. November 2022

9.00 bis 10.30 Uhr
Panel 2: Unklare Grenzen. Arbeitszeit und Freizeit
Moderation: Mareike Witkowski (Oldenburg)

  • Jonathan Voges (Hannover): Arbeit nach der Arbeit? „Halbfreizeiten“ in der Bundesrepublik Deutschland und im europäischen Vergleich
  • Olga Sparschuh (München): Freizeit zwischen Arbeit und Langeweile. Italienische Arbeitsmigration in Turin und München, 1950-1975

10.45 bis 12.30 Uhr
Panel 3: Arbeitszeit zwischen Zwang, Verwertbarkeit und Eigensinn
Moderation: Katja-Patzel-Mattern (Heidelberg)

  • Anne Purschwitz (Halle): Zeit für unfreie Arbeit – Der Wert der Zeit (Sachsen 1650-1850)
  • Fabiana Kutsche (Köln) /Ulrike Lindner (Köln): Zwischen 8-Stunden-Tag, Einsatz für das Empire und „afrikanischer Faulheit“: Rassifizierte Arbeitszeitdiskurse im Südlichen Afrika, 1926-1946
  • Lisa Carstensen (Hamburg): Konflikte in und um temporäre Arrangements von Arbeit, Migration und Leben: Einsichten aus der Migrationsforschung

13.15 bis 14.15 Uhr
Führung durch das Museum der Arbeit

14.30 bis 16.00 Uhr
Panel 4: Zeit-Verschiebungen
Moderation: Nina Kleinöder (Bamberg)

  • Lucie Dušková (Leipzig): The socialist night-work. Finding the night-shift workers in state-socialist Czechoslovakia
  • Christiane Berth (Graz): Von der Telefonzentrale zum Call Center: Zeitkonflikte in Lateinamerika (1900-2010)

16.30 bis 18.30 Uhr
Panel 5: Arbeitszeiten/Care-Zeiten
Moderation: Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf)

  • Peter Birke (Göttingen): Arbeitszeitpolitiken seit 1985. Betriebliche Konflikte um reproduktionsorientierte Arbeitszeiten
  • Laura Moser (Heidelberg): Zeit – Annäherung an ein „weibliches“ Dilemma am Beispiel der ersten bundesdeutschen Tagesmütter
  • Mirjam Schmidt (Heidelberg): Eine nie endende Arbeit – „Alleinerziehende“ Mütter im Nationalsozialismus und der frühen BRD im Spiegel von Sorgerechts- und Fürsorgeakten in Baden und Württemberg

Samstag, 5. November 2022

9.00 bis 10.00 Uhr
Panel 6: Zeit, Arbeit, Leben
Moderation: Stefan Müller (Bonn)

  • Jürgen Schmidt (Berlin), Cornelius Markert (Berlin): Die Entwicklung der Lebensarbeitszeit von 1800 bis 2000

10.15 bis 11.45 Uhr
Panel 7: Zeit im Betrieb: Arbeit und Regeneration um 1900
Moderation: Philipp Reick (Aarhus)

  • Caroline Rothauge (Greifswald): Lange, kurze oder keine Mittagspause? Zum (Miss-) Erfolg „durchgehender“ Arbeitszeiten im Deutschen Kaiserreich um 1900
  • Manuel Schramm (Chemnitz): Pausen für jugendliche Arbeiter/innen im Kaiserreich

12.15 bis 13.45 Uhr
Panel 8: Arbeitszeit im Recht
Moderation: Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen)

  • Johanna Wolf (Frankfurt am Main) /Benjamin Spendrin (Darmstadt): Die Ökonomie der Zeit. Ein Digitalisierungsprojekt zur Erforschung von deutschen Arbeits- und Fabrikordnungen des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Catharina Hänsel (Göttingen): Das „Ahmedabad Experiment” – Die Rolle von lokalen Arbeitsgerichten in der indischen Lohnpolitik, 1935-1965

13.45 bis 14.00 Uhr
Abschlussdiskussion

Programm und weitere Informationen

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