„Zwischen den Stühlen“ - diese Formulierung beschreibt das Lebensgefühl vieler Journalisten und Publizisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg zurück in ihre alte „Heimat“ fanden.
Vor den Nationalsozialisten hatten sie ins Exil flüchten müssen, als Remigranten trafen sie auf ein verändertes Deutschland. Im Rahmen der alliierten Konzepte zur geistigen Umorientierung einer Bevölkerung, die mehrheitlich bis zuletzt das NS-Regime unterstützt hatte, übten die Journalisten und Publizisten des Exils Einfluss auf Gesellschaft, Politik und Kultur der Nachkriegszeit aus. Besonders gute Möglichkeiten boten die Massenmedien, und tatsächlich nahmen viele Remigranten hier Führungspositionen ein. In diesem Sammelband steht die Frage im Mittelpunkt, welchen Einfluss die einige hundert zählenden publizistisch tätigen Rückkehrer tatsächlich hatten und welche nachhaltigen Wirkungen sie erzielten.
Durch die Einbeziehung der Geschichte der Remigration nach dem Zweiten Weltkrieg in die Exilforschung werden bisher vorherrschende Formeln - etwa die der „erfolglosen Rückkehr“ in eine „feindselige Gesellschaft“ - differenzierter betrachtet und in Teilen revidiert. In 18 Beiträgen wird die Rolle der Remigranten in der alliierten Medienpolitik untersucht. Dazu gehört nicht nur das sichtbare, sondern auch das untergründige Wirken in journalistischen Netzwerken, im Film und im Rundfunk, in allen Besatzungszonen und in den beiden deutschen Staaten. Lebensbeschreibungen von einzelnen Publizisten und biographische Studien illustrieren die Karrierechancen, die sich den Heimkehrern boten.