Band 31

Die Herausbildung der spezifischen westdeutschen Sozialkultur in den 50er Jahren ist Thema dieser umfassenden Studie: das Freizeitverhalten, der Siegeszug der elektronischen Medien, zunächst des Hörfunks, dann des Fernsehens, sowie die zeitgenössischen öffentlichen Diskurse über die Probleme der neuen Gesellschaft. So spielten unter den Rahmenbedingungen langer Arbeitszeiten, knappen Wohnraums und zunächst schmaler Budgets die Dominanz von Häuslichkeit und Rückzug in die Familie eine gravierende Rolle, während außerhäusliches Amüsement in den Hintergrund trat. Dieser Trend festigte sich mit der Modernisierung der Medien in den Haushalten sogar noch. Besonders das Fernsehen spielte dabei eine entscheidende Rolle. Zeitgleich jedoch begannen Teile der jüngeren Generation nach einer selbstbestimmten Kultur zu suchen. Der massentouristische Strom zunächst zu deutschen, dann auch zu ausländischen Urlaubszielen begann. Eine Gesellschaft, die im Wiederaufbau in starkem Maße Kontinuitätslinien aus der Zwischenkriegszeit offenbarte, öffnete sich auf einer neuen Stufe der Prosperität allmählich „modernen“ Lebensstilen. Begleitet wurde der Prozeß von ausgedehnten öffentlichen Erörterungen; in ihnen drückten sich Ängste und Hoffnungen angesichts einer scheinbar unmittelbar bevorstehenden Freizeit- und Konsumgesellschaft nach amerikanischem Vorbild aus.