Vom Seemann zum Inhaber eines China-Restaurants – die chinesische Migration in Hamburg hing eng mit dem Betrieb des Hafens zusammen. Sie veranschaulicht globale Verflechtungen an einem lokalen Beispiel.
Seit den 1890er Jahren kamen chinesische Heizer auf europäischen Dampfschiffen in den Hamburger Hafen – und blieben. Hatte man sie im Kaiserreich darin gehindert, so gelang es ihnen nach dem Ersten Weltkrieg, eine Reihe Lokale, Wäschereien und Geschäfte im Hafenviertel zu eröffnen. Trotz bescheidener Dimensionen konstruierten Behörden und Bevölkerung sie als „Fremde“ und Gefahr. Man sprach vom „Chinesenviertel“ und phantasierte eine kriminelle Unterwelt in die Chinesenkeller. Die Behörden ließen nichts unversucht, um die mißliebige Einwanderung zu unterbinden, bis die Gestapo dieses Kapitel dann kurz vor Ende der nationalsozialistischen Herrschaft mit ihrer „Chinesenaktion“ beendete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen erneut Chinesen nach Hamburg – dieses Mal als Flüchtlinge. Unter den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen in der frühen Bundesrepublik fanden sie jetzt als Betreiber von China-Restaurants eine ethnische Nische. Am Beispiel von chinesischen Seeleuten und Migranten in Hamburg beschreibt der Autor – auf der Grundlage zahlreicher archivalischer und publizierter Quellen – einen Aspekt globaler Migration.