„That was a fantastic thing that we did moving to Germany."
Judith Leser wurde 1933 im brasilianischen Porto Alegre als ältestes von elf Kindern geboren. Ihre Mutter war Brasilianerin, ihr Vater Deutscher, der nach dem Ersten Weltkrieg nach Südamerika kam und dort als Handelsvertreter arbeitete. Den Zweiten Weltkrieg erlebte sie als Kind einer jüdischen, nicht religiösen Familie. Im Alter von 14 Jahren begann sie zu arbeiten und besuchte parallel die Schule. Nach ihrem Abschluss war sie in der Firma ihres Vaters tätig. Anschließend arbeitete sie in Hachschara-Betrieben in São Paulo und Rio de Janeiro, bevor sie 1956 nach Israel auswanderte, wohin schon zwei ihrer Brüder gezogen waren. Dort lebte sie im Kibbuz Bror Chail. 1959 heiratete sie und bekam ihren ersten Sohn. 1960 zogen ihre Eltern mit den anderen Geschwistern ebenfalls nach Israel, jedoch starb ihre Mutter bereits im darauffolgenden Jahr. 1973 verließen Judith und ihr Mann mit den beiden Söhnen, der zweite wurde 1965 geboren, den Kibbuz und zogen nach Bat-Yam. 1975 trennte sie sich von ihrem Mann, der daraufhin mit den beiden Söhnen nach Jaffa zog. Judith blieb in Bat-Yam und arbeitete erst als Sekretärin bei einer Krankenversicherung, dann nach einem Studium der Kunstgeschichte in der Bibliothek des Museums für Moderne Kunst in Tel Aviv. 1990 lernte sie in New York über eine gemeinsame Bekannte ihren heutigen Ehemann Fred kennen. Sie heirateten 1991 und lebten gemeinsam in Long Island und in Fort Myers, Florida. Nachdem sie 1992 im Rahmen des Besuchsprogramms wieder nach Hamburg, Freds Geburtsstadt. gereist waren, verbrachten seit 1995 die Sommermonate hier. 2020 zogen sie dauerhaft nach Hamburg und leben seitdem in Eimsbüttel.
Signatur: FZH/WdE 2120
Interviewtermin: 06.04.2023, 01.08.2023
Interviewerin: Linde Apel
Interviewlänge: 3 Std. 14 Min.
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