Fundstück #18

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Abb. 1: Tarnschrift „Der Zenit“
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Abb. 2: Als antisemitische Hetzschrift getarnte, von der KPD herausgegebene Schrift

Fundstück #18, November 2025

Strategien des Widerstands: Tarnschriften als Mittel gegen nationalsozialistische Zensur

Unter dem nationalsozialistischen Regime war jegliche Form politischer oder ideologischer Opposition gefährlich. Zwischen 1933 und 1945 wurden deswegen durch diverse Akteur:innen sogenannte Tarnschriften erstellt und aus dem Ausland nach Nazideutschland geschmuggelt. Diese Schriften sollten aufklären, der Opposition den Rücken stärken und zum Widerstand aufrufen. Nach außen hin muteten sie unpolitisch an – etwa als Kochbücher, Ratgeber oder religiöse Broschüren  – und täuschten mit fingiertem Titel oder Verlags-Impressum Harmlosigkeit vor. So erschien als Reclam-Ausgabe getarnt die vermutlich von den Briten erstellte Schrift „Im Namen des deutschen Volkes“, in der die Attentäter des 20. Juli 1944 verteidigt werden (Signatur FZH-Bibliothek I Vf 4). Die von der KPD herausgegebene Tarnschrift „Die Juden sind Menschen wie wir“, 1938 als Reaktion auf die Novemberpogrome nach Deutschland eingeschmuggelt, tarnte sich besonders treffend als Ausgabe der antisemitischen Hetzschrift „Die Grundlagen des jüdischen Volkes. Eine notwendige Abrechnung“ (Abb. 2) des NS-Autors Walter Pötsch (Signatur FZH-Bibliothek III Vf 2). Der britische Geheimdienst tarnte seine Schriftenreihe „Der Zenit“ (Abb. 1) als monatlichen Astrologie-Ratgeber und „erstellte“ z. B. für Adolf Hitler ein Horoskop (der Saturn, so erfahren die Leser:innen, stand ungünstig für ihn).

Keine Tarnschrift im engeren Sinn, da man sich nicht um Camouflage bemühte, aber doch zu diesem Kontext passend, ist die britische Broschürenreihe „Die andere Seite“ (Signatur FZH-Bibliothek I Vf 5). Sie enthält beispielsweise Auszüge von Thomas Manns regimekritischen Radioansprachen „Deutsche Hörer!“ bei der BBC, aber auch Zitate aus einer britischen Oberhausdebatte, in der über den zukünftigen Umgang mit Deutschland diskutiert wurde.

Dank Spenden und Archivübernahmen hat die Bibliothek einige Tarn- und Propagandaschriften in ihren Bestand einarbeiten können. Gerne nehmen wir weitere Spenden dieser Art entgegen.

(Hartmut Finkeldey)

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