Die Bibliothek der FZH konnte vor einiger Zeit eine beträchtliche Anzahl von Büchern und vor allem Broschüren der Hamburger Studienbibliothek übernehmen, insbesondere solche aus den Jahren 1945 bis 1970. Sie spiegeln vielfältig die deutsche, vor allem westdeutsche Geschichte und politische Kultur nach 1945 wider. Drei Neuerwerbungen aus dieser Spende seien kurz vorgestellt:
Das Institut zur Förderung öffentlicher Angelegenheiten und der Deutsche Bund für Bürgerrechte brachten 1951 die Broschüre „Menschenrechte – heute und morgen“ heraus. Eine sprachlich sicherlich der damaligen Zeit verpflichtete, liebenswerte Broschüre in Dialogform („Huber“ und „Möller“ – beides natürlich Männer – sprechen über die Menschenrechte), die nach der selbstverschuldeten Katastrophe den Deutschen die Menschenrechte nahebringen sollte. Wir lesen auf Seite 22: „Es ist noch gar nicht so lange her, daß Ehen zwischen Deutschen und ‚Fremdrassigen‘ verboten waren. Wir dürfen das alles nicht so schnell vergessen!“ Im Anhang ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 abgedruckt (Bibliothekssignatur: I On 46).
Der Schuldirektor Richard Kieser bietet 1958 mit „Der Würgegriff nach Berlin“ eine „Handreichung für exemplarischen Unterricht“. Es geht um Berlin, insbesondere West-Berlin. Möglichst alle westdeutschen Schulklassen sollen einmal West-Berlin besuchen, um den Schülerinnen und Schülern eine „heilige Verpflichtung“ einzupflanzen, sich zu Einheit und Freiheit zu bekennen. Berlin ist zu zeigen als „Beispiel für die ständige Bedrohung der freien Welt durch den Kommunismus“ (S. 37). Das zeittypische Pathos zeigt, aus welcher Perspektive hier Vorschläge für die Gestaltung von Unterrichtsstunden angeboten werden: Die Rhetorik des Kalten Kriegs ist leitend. Herausgegeben wurde die Broschüre von der AG für „Ostkunde im Unterricht“, mit dem Osten waren auch die Gebiete jenseits von Oder/Neiße gemeint (Bibliothekssignatur: I Sh 84).
1969 veröffentlichte der evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU die Broschüre „Freiheit und Autorität in unserem Staat“. Neben Politikern der CDU (Schröder, Stoltenberg und der damalige Bundeskanzler Kiesinger) verfassten darin auch konservative Intellektuelle wie Waldemar Besson oder Helmut Thielicke Beiträge. Thema ist die anstehende Bundestagswahl 1969, aber vor allem um eine Reaktion auf „68“, das sich ja gerade vollzog. Eine interessante Beobachtung dabei ist, dass neben der üblichen Rhetorik („Sekte“, „pseudowissenschaftliches Kauderwelsch“) in Ansätzen auch Einsicht gezeigt wird: „Fraglos hat die aktuelle Forderung nach mehr Transparenz ihren berechtigten Kern“, so Gerhart Stoltenberg auf Seite 34 (Bibliothekssignatur: I Bq 284).
Die drei Broschüren fehlten bisher in den wissenschaftlichen Bibliotheken Hamburgs, jetzt ergänzen sie den Bestand der FZH-Bibliothek und stehen den Nutzer:innen zur Verfügung.
(Hartmut Finkeldey)